Ausgleichssport für Leichtathleten: Hockey beim DSC 95

Die Geschichte des Dortmunder Hockey reicht zurück bis ins Jahr 1921 und begann auf einer buckeligen Wiese in der Nähe des Wittekindhofes. Damit war dieser Sport in Dortmund relativ spät bekannt geworden.

Wilhelm Schulz vom Dortmunder Sport-Club 95 ( Einer der beiden Clubs ,die 1969 zum TSC Eintracht fusionierten) dachte darüber nach, welchen Ausgleichssport man den Leichtathleten während der kalten Jahreszeit anbieten könne.

Der süddeutsche Hockeyspieler Mohnen aus Mannheim wies ihn auf Hockey hin und bot sich als erfahrener Spieler an, eine entsprechende Abteilung im DSC 95 aufzubauen.

So, wie der Verein 26 Jahre zuvor als erster den Fußballsport in Dortmund einführte  (erstes offizielles Fußballspiel in Dortmund DSC 95 – SuS Schalke 1896 1:0 ), war man mit der Gründung der Hockeyabteilung am 23. April 1921 auch diesmal der erste.

Bereits im ersten Spiel schlug der DSC 95 den SV Sodingen mit 2:1.

Interessant auch, dass im gleichen Jahr die Damen ihre Hockeyabteilung gründeten und ihr erstes Spiel ablieferten. In einer mit Westfalia Herne kombinierten Mannschaft trennte man sich von der Damenabteilung des SV Sodingen 0:0.

Im Jahr 1922, als zwei Herren-, zwei Damen- und eine Jugendmannschaft beim DSC 95 spielten, „machte sich immer mehr das Fehlen eines geeigneten Hockeyplatzes bemerkbar. Dem DSC 95 stand für seine Abteilungen ein einziges Fußballfeld zur Verfügung, so dass die Hockeyabteilung bei Wettspielen in Dortmund häufig gezwungen war, auf den für sie ungeeigneten Plätzen anderer Vereine bzw. dem Mendespielplatz zu spielen.“

Mit eigener Kraft versuchte nun die Abteilung, ein abseits gelegenes Feld am Mendeplatz zu einem Hockeyplatz zu gestalten, doch der Zusammenbruch nach der Inflationszeit machte diese Anstrengungen zunichte: die Kosten für das Planierungsmaterial waren nicht mehr erschwinglich.

Aufgrund dieses Fehlschlages und der ständigen Platzstreitigkeiten vereinigten sich die Hockeyspieler nach Saisonschluss 1922/23 mit der inzwischen gegründeten Hockeyabteilung des Dortmunder Tennis-Klubs von 1898, der sich inzwischen Dortmunder Tennis- und Hockey Klub nannte ( heute Dortmunder TK Rot-Weiß 98 ). Doch auch hier hatte das Hockeyspiel keine Zukunft.

Neuanfang: Gründung einer Hockeyabteilung beim TV Eintracht

1926 wurde eine Hockeyabteilung beim Turnverein Eintracht, dem heutigen TSC Eintracht 1848/95, gegründet.

1934 verließ die Hockeyabteilung die Eintracht und machte sich unter dem Namen Dortmunder Hockey-Gesellschaft selbstständig. Sie kehrte jedoch drei Jahre später wieder zur Eintracht zurück und wurde dort Gaumeister von Westfalen 1937/38.

Als 1946 der StadtSportBund Dortmund gegründet wurde, zählte die Abteilung Hockey zu den dreizehn Gründungsfachschaften. Auch ein Spielbetrieb ließ sich schnell wieder bei der Eintracht mit einer Damen- und einer Herrenmannschaft aufbauen, denn die Plätze waren bespielbar. Für die damaligen Verhältnisse war die Platzsituation also recht günstig und ist es durch die kostenfreie Nutzung der städtischen Plätze (Natur- und Kunstrasen) bis heute geblieben. In den Fünfziger Jahren kam als Variante das Hallenhockey auf, und die Eintrachthalle sowie die Kleine Westfalenhalle wurden zu einem beliebten Ziel sonntäglicher Turniere, auf denen die besten deutschen Teams gegeneinander antraten.

Konkurrenz belebt das Geschäft

1957 gründeten fünfzehn junge Spieler, die die Hockeyabteilung der TuS Eintracht 1848 verließen, die Dortmunder Hockey-Gesellschaft (DHG). …Ein Teil der Mannschaft, die 1957 bei der Eintracht noch Vizemeister West wurde, erreichte nun ein Jahr später im neuen Verein den dritten Platz bei den Westdeutschen Hallenmeisterschaften. Die Abspaltung nach dem Motto `Konkurrenz belebt das Geschäft‘ konnte jedoch nicht verhindern, dass in den Sechziger Jahren das Dortmunder Herrenhockey ins Mittelmaß abrutschte.

Die Damen blieben damals komplett bei der Eintracht. Sie wurden dreizehn Mal hintereinander Westfalenmeister, einmal Westmeister (1961) sowie mehrmals Vize-Westmeister (eine deutsche Meisterschaft gab es damals noch nicht). Höhepunkt zu dieser Zeit im Herrenbereich die Teilnahme an der Feld-Bundesliga-Aufstiegsrunde im Jahr 1971, der je eine Teilnahme auf dem Feld und in der Halle Anfang der 80er Jahre folgte.

Aktuell spielt die erste Damenmannschaft des TSC Eintracht auf dem Feld in der Regionalliga, sowie in der Halle in der Oberliga, die 1. Herren dagegen auf dem Feld in der Oberliga und in der Halle in der 2. Regionalliga.

Werner Kaessmann – Dortmunder Hockey-Star

Der am 12. Juli 1947 in Unna geborene Werner Kaessmann begann mit sieben Jahren seine erfolgreiche Laufbahn als Hockeyspieler.

Schon sein Vater spielte dreizehn Mal im Trikot der Nationalmannschaft, und so war es nicht verwunderlich, dass der Sohn bereits mit sechzehn Jahren den Sprung in die erste Mannschaft des TSC Eintracht schaffte.

1966 begann er sein Jurastudium in Köln. Er erhielt sofort einen Stammplatz beim Bundesligisten Rot- Weiß Köln, in dessen Farben er bis 1978 spielte und drei deutsche Meisterschaften auf dem Feld (4xVize) und zwei in der Halle (3xVize) errang.

Am 22. März 1969 bestritt Werner Kaessmann beim 0:0 gegen England sein erstes Länderspiel, bis 1978 folgten weitere 113. Sein größter sportlicher Erfolg war der Gewinn der Goldmedaille bei den olympischen Spielen in München 1972.

Von 1971-78 nahm er an vier Weltmeisterschaften teil und bestritt mit der Nationalmannschaft alle Turnierspiele. Dreimal wurde bei der WM eine Bronzemedaille gewonnen. 1974 wurde Kaessmann mit der Nationalmannschaft in Berlin Halleneuropameister- bei der der glänzende Techniker vor allem als vielfacher Torschütze auftrat.

Im Herbst 1978 kehrte Kaessmann in seine Heimatstadt zurück, um in der Anwaltskanzlei seines Vaters als Rechtsanwalt und Notar zu arbeiten. Gleichzeitig spielte er wieder beim TSC Eintracht und war beim zweimaligen Erreichen der Bundesliga-Aufstiegsrunde maßgeblich beteiligt.

Weitere Spielerpersönlichkeiten Dortmunds

Bekannteste Dortmunder Spielerin war Ria Kirschner. Sie machte sich vor allen Dingen als internationale Schiedsrichterin, Abteilungsleiterin und Trainerin beim TSC Eintracht verdient.

Erster Dortmunder Nationalspieler war Heinz Gilbert im Jahr 1938 (drei Einsätze). Erfolgreichster Spieler war Werner Kaessmann als 114-facher Nationalspieler mit dem Höhepunkt des Olympiasiegs in München 1972. Auch sein Vater Dr. Otto Kaessmann war in den Dreißiger Jahren Nationalspieler und spielte damals bei Rot-Weiß Köln.

Der heutige Präsidiumsvorsitzende und langjährige Eintrachtler, Michael Krause, ebenfalls aus Köln zugezogen, war der Schütze des legendären „Goldenen Tores“ im Olympia-Endspiel Deutschland-Pakistan (München 1972)

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Die größten Talente, die Dortmund in jüngerer Zeit hervorbrachte, sind die Schröter-Brüder, welche beide jeweils Jugendeuropameister wurden (Benni 1989 und Maxi 2003).
Die Hockeyabteilung des TSC Eintracht ist in Hockeydeutschland zudem durch die Ausrichtung von mehreren deutschen Jugend-Hallen-Endrunden bekannt. Außerdem veranstaltet die Hockeyabteilung seit 1983 ein internationales Hallenvorbereitungsturnier (November-Turnier) für Damen und Herrenteams.
Aktuell spielen in der diesjährigen Feldsaison2016 sechs Erwachsenen-Teams, sieben Jugend- und sechs Kindermannschaften, sowie drei Freizeitteams.

Quelle: Auszug aus der Festschrift des Stadt-Sport-Bundes Dortmund von Bernhard Groha